Murrisk Abbey zu Füßen des Croagh Patrick

Teil 2: Irland ohne England – Die Kelten, die Wikinger und der heilige Patrick

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80

Der römische General Agricola erwägt die Invasion Irlands von Britannien aus.
Wie wir heute wissen, ließ er es aber sein.

Um 120

Irland erscheint auf der Weltkarte des Ptolemäus.

Ab 300

Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches dehnt Irland seine „Interessensphäre“ aus. Irische Überfälle nach Wales, Schottland und Britannien legen den Grundstein für den dort bis ins 8./10. Jahrhundert andauernden irischen Einfluss. Die ersten Kelten werden zum christlichen Glauben bekehrt, relativ spät also, da Irland sozusagen ohne römische Besatzung auskommen musste und „nur“ durch Handel und Überfälle den neuen Glauben kennen lernen konnte.

Ab 350

Verwendung der Ogham-Schrift auf Grabsteinen und Menhiren in Irland und im westlichen Britannien.

Um 400

Irische Piraten verschleppen einen jungen Mann, Padraig sein Name – oder Patricius, wegen seiner römischen Erziehung – aus dem römischen Teil Britanniens nach Irland. Er wird später fliehen und lässt sich, tiefreligiös, in Lérins und Auxerre zum Priesteramte ausbilden.
Weitere Informationen: Das Leben des Heiligen Patrick

431

Papst Cölestin (Celestine) I. schickt einen ersten Bischof, den Gallier Palladius, nach Irland, um die christianisierten Bewohner in eine kirchliche Organisation einzubinden, vor allem im Süden Irlands. Einigen Quellen zufolge kommt er aber gar nicht an, sondern stirbt vor seiner Ankunft.

432

Patrick kehrt als Bischof nach Irland zurück und beginnt, das Land friedlich zum Christentum zu bekehren. Er verwirft die druidischen Riten nicht, sondern deutet „heidnische“ Bräuche geschickt um, integriert sie in den christlichen Glauben und kommt so ohne das sonst übliche Blutvergießen aus.
Seine „Anpassungen“ der neu entstehenden Kirche an die besonderen Umstände der irischen Kultur werden der Grund für spätere Reformbestrebungen.

441

Zahlreiche Sagen ranken sich heute um Patricks Leben. Die bekannteste ist sicher die, nach der in diesem Jahr 40 Tage und Nächte auf dem Berg Croagh Patrick verbrachte (der damals noch nicht so hieß, sondern Cruachan Aigle), alle „Schlangen“ Irlands dorthin lockte und sie sich von dort ins Meer stürzten. Die Schlangen symbolisieren wahrscheinlich die alten Naturreligionen.
Auf dem heutigen Pilgerberg Croagh Patrick gibt es eine kleine Kirche zu seinen Ehren, und man kann den Ruheplatz des Heiligen besichtigen. Jedes Jahr machen sich Tausende Pilger an den mühevollen Aufstieg.

447

Patrick macht Armagh zur kirchlichen Hauptstadt Irlands. Ab dem 6./7. Jhrhundert wird er der Schutzheilige dieser Region, die eng mit dem Schicksal der großen Familie der Ui Néill, dem Geschlecht der Hochkönige von Tara, verbunden ist.

450

Patrick tauft in Cashel den König Aengus und erhebt den Ort zum Bischofssitz.

461

Patrick stirbt. Bereits kurz nach seinem Tod wird er als St. Patrick Irlands Nationalheiliger. Irland ist vollständig christianisiert.

Um 484

Das wahrscheinlich erste Kloster Irlands wird auf den Aran Islands gegründet, nachdem sich der heilige Enda als Einsiedler dorthin begeben hatte.

493

Abtrünnige Quellen lassen Patrick in diesem Jahr ein zweites Mal sterben. Rein biologisch dürfte aber das Jahr 461 wahrscheinlicher sein.

Ab 500

Die irische Mönchskirche steht in voller Blüte. Aus der episkopalen (bischöflichen) Kirche wird eine keltische Mönchskirche. Es werden viele Klöster gegründet (Armagh, Bangor, Kildare, Clonmacnoise), in vielen Fällen aufgebaut wie regelrechte Städte (die es sonst so nicht gab). Sie entfalten gar große Macht, Reichtümer und Anziehungskraft und strahlen mit ihrer Kultur durch ganz Europa. Der Heilige Brendan soll im 6. Jahrhundert sogar nach Amerika vorgedrungen sein, fand dort jedoch niemanden, den er missionieren konnte.

548/549

Ein Pestausbruch fordert zahlreiche Todesopfer.

Um 560

Latein wird zur Hauptsprache der irischen Kirche.

563

Der heilige Columba der Ältere (genannt Colmcille oder Columbcille, „die Taube der Kirchen“) verlässt wegen eines Streits Irland, reist nach Schottland und gründet ein Kloster auf der Hebrideninsel Hy (heute Iona). Es wird eins der einflussreichsten Klöster, und deshalb werden die von irischen Mönchen gegründeten Klöster später „Schottenklöster“ genannt. Weitere Beispiele sind St. Emmeram in Regensburg, Metz, St. Fursey im französischen Péronne, St. Kilian in Würzburg (benannt nach einem Missionar, der 689 dort den Märtyrertod starb), St. Vergil in Salzburg und St. Gallen. Es ist eine bittere Ironie, dass irische Geistliche auch versuchen, das heutige England zu re-christianisieren. Am Ende scheitert dieser Versuch jedoch an der Römischen Kirche.

587

Der (später heilige) Columba der Jüngere (auch Columbanus) verlässt Irland, um auf dem Kontinent zu missionieren.

591

Columbanus gründet ein Kloster in Luxeuil in Gallien.

610

Columbanus reist nach Norditalien und gründet dort das Kloster von Bobbio (St. Columbanus), wo er 615 stirbt.

630

Auf der Synode von Magh Léna wird der Zeitpunkt des Osterfestes festgelegt.

635

Der heilige Aidan beginnt eine Mission zur Konvertierung Nordumbriens (damals ein angelsächsisches Königreich, in etwa der Osten des heutigen Schottland) und gründet das Kloster Lindisfarne.

663

Erneuter Ausbruch der Pest, der vier Jahre dauert.

716

Die irischen Mönche übernehmen nun doch den von der römischen Kirche festgelegten Zeitpunkt für das Osterfest. Dies mag nebensächlich erscheinen, wirft aber ein Licht auf die damalige geistliche Macht und Unabhängigkeit der irischen Kirche.

718

Bei einem Krieg zwischen den Klöstern Clonmacnoise und Durrow sterben 200 (kämpfende) Mönche.

Ab 795

Wiederholte Überfälle der Wikinger (skandinavischer Piraten) auf Küstenstriche und die reichen Klöster, die damals als Ersatz für Städte Zentren von Kultur, Wirtschaft und Bildung waren. Die Wikinger gründen später unter anderem Dublin, Waterford, Wexford, Cork und Limerick, verbessern Schiffbau und Militär und führen die Wirtschaft mit dem Gelde ein. Einerseits. Andererseits plündern, morden und sengen sie. Auch ihre Siedlungen (und zur Abwechslung auch mal ein Kloster) werden später von den Iren geplündert.

Um 805

Das Book of Kells wird gefertigt, wahrscheinlich in Iona, Schottland.

837

Zwei kleine Wikingerflotten dringen auf den Flüssen Boyne und Liffey bis weit ins Landesinnere vor.

841

Gründung von Dublin, als die Wikinger erstmals in Irland überwintern und von Raubzügen zur Besiedlung übergehen.

844

Der irische König Fedelmit beraubt und tötet mehr Mönche als die Wikinger. Die Mönche wehren sich und schaffen es, den König zu töten.

851

Wikinger aus Dänemark kommen in Dublin an und bekämpfen die Wikinger aus Norwegen, die schon da sind. Die Iren kämpfen auch mit.

967

Irische Krieger plündern Limerick und proben den Aufstand gegen die Wikinger.

967

Brian Boru wird König von Munster und wählt ein Jahr später Cashel zu seinem Hauptsitz.

999

Siltric Silkenbeard (Seidenbart), Wikingerführer von Dublin, unterwirft sich Brian Boru.

1002

Brian Boru wird wegen militärischer Erfolge über die Wikinger zum Hochkönig gewählt.

1014

Hochkönig Brian Boru „besiegt“ die „Nordmänner“ in der etwas verworrenen Schlacht von Clontarf. In dieser Schlacht kämpfen nicht einfach nur die Iren gegen die Wikinger, sondern es bekriegen sich ständig wechselnde Allianzen. Trotz des Sieges gegen die Wikinger bleiben die Könige zerstritten, auch weil Brian Boru in der Schlacht stirbt, und viele Adlige suchen in England Schutz. In der Folgezeit werden die Wikinger von der irischen Kultur assimiliert und christianisiert.

1066

In England reißen die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer (William the Conqueror) die Macht an sich.

1101

Mit der Synode von Cashel beginnt die Abschaffung des lokalen religiösen Brauchtums und die Unterordnung der 36 irischen Bistümer und der Klöster unter die römische Kirche. Das setzt sich bei den Synoden von Rathbreasail und Kells fort. Der Heilige Malachius, Erzbischof von Armagh, ist eine der treibenden Kräfte dabei.

1111

Synode von Rathbreasail. Irland wird in die religiösen Provinzen Armagh und Cashel geteilt.

1152

Synode von Kells, geleitet von Paparo, dem ersten päpstlichen Gesandten in Irland. Irland wird in die Erzbistümer Armagh, Cashel, Dublin und Tuam aufgeteilt. Der Bischof von Armagh wird Oberhaupt der irischen Kirche.

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