Re: Bloody Sunday

Nachdem wegen des „Blutsonntags von Derry“ (am 30.1.1972) im Jahr 2012 Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen wurden, wurde heute ein erster 66-jähriger Verdächtiger verhaftet.

(Damals hatten britische Fallschirmjäger 13 unbewaffnete Demonstranten erschossen, der 14. starb später im Krankenhaus. Die Soldaten behaupteten, dass aus der Demonstration heraus auf sie geschossen worden sei. Siehe auch die Chronologie, Teil 5.)

Es hat ziemlich lange gedauert, bis überhaupt Ermittlungen begonnen haben. Immerhin hat ja nicht irgendwer geschossen, sondern Soldaten im Dienst; und in einer Armee gibt es Befehle, Ordnung, Uniformen, festgelegte Abläufe, eintrainierte Standardsituationen, Berichte. Genau darum geht es bei einer Armee. Das unterscheidet eine Armee von einem bewaffneten Mob. Ich denke, die Beteiligten müssten ziemlich einfach zu finden sein. Sicher lag es am mangelnden politischen Willen Londons, dass so lange nichts passiert ist.

Eine historische Parallele – und das ist ausdrücklich nicht als Vergleich oder Gleichsetzung gemeint: In Deutschland hat man ja auch erst angefangen, ernsthaft gegen Altnazis zu ermitteln, als die meisten von ihnen nach ruhigem Leben eines natürlichen Todes gestorben waren.

Und dann wird wegen Mordes ermittelt – was ich richtig finde. Es erinnert an die Diskussionen über das berühmte Tucholsky-Zitat: Falls es zu einer Verurteilung kommt, sind diese Soldaten dann wirklich… Mörder.

 

Re: Festival der Pipes und der Whistles in Berlin

Eine kurze persönliche Bilanz des gestrigen Pipes & Whistles: Es hat großen Spaß gemacht! Aufgetreten sind Sören Vogelsang (begleitet von Kai auf der Kiste und B. Deutung am Cello), Donner & Doria, Vroudenspil (die das Publikum vielleicht am deutlichsten in Feiernde und Über-Feiernde-Staunende spalteten) und die Cobblestones. Keine davon kannte der Irlandfan, aber es ist schön, sie nun zu kennen. Als Intermezzo tanzten einige Leuchtelfendarsteller (LED?), eigentlich Flammenrausch und an diesem Tag am Brandschutz gescheitert, und die Gruppe Fagott-Oh-Gott spielte in den Pausen.

Noch ein paar subjektive Randbeobachtungen:

Es gab stellenweise leichte Probleme mit dem Ton (die Sänger hörten sich nicht, die Musiker hörten ihre Instrumente nicht, oder das Publikum den Sänger nicht). Weil der Gesamtklang aber sehr gut war, störte es mich nicht so sehr wie das auf anderen Konzerten häufige Erlebnis, direkt am Saalmischer zu stehen und trotzdem nur übersteuerten Klangmatsch auf den Ohren zu haben.

Bei den ersten beiden Auftritten drang von den Seiten lautes Massengebrabbel in den Zuhörerraum; ein unhöfliches Phänomen, das leider (genre-unabhängig) um sich greift.

Der Alkohol floss in Strömen – natürlich. Deshalb klebte der Fussboden stellenweise ziemlich stark. Übrigens: „Sláinte“ reimt sich nicht auf den Namen einer angeblich niederländischen Werbefigur für Milchprodukte.

Fazit: es wäre sehr schön, wenn das Festival nächstes Jahr wieder stattfinden würde! Ich freu mich drauf.

Festival der Pipes und der Whistles in Berlin

Die spielen beides: Irish Folk und mittelalterliche Musik. Am 7.3.2015 findet in der Passionskirche in Berlin das Pipes-And-Whistles-Festival statt.

Zitat von der Webseite des Festivals:

„Lebte man im finsteren Mittelalter, dann würde man sich jetzt vielleicht in seiner zugigen Burg in der großen Halle vor dem offenen Kamin in einen Schafspelz wickeln. Lebte man im Irland des vorletzten Jahrhunderts, würde man jetzt bei dem Blick aus dem schmierigen Fenster des Pubs noch weniger Lust als üblich haben, sich auf den Heimweg zu machen. […] Wir können uns stattdessen auf schönere Dinge konzentrieren, die auch in der damaligen Zeiten das Leben angenehm machten: Auf das Musizieren, ausgelassenes Feiern und wilden Tanz.“

Auf besagter Webseite gibt es Infos über die teilnehmenden Musiker, ein paar Audioclips zum Vorhören und einen Ticketshop. Die Karten kosten dort 25 Euro. Vielleicht sehen wir uns ja!