Panorama am Lough Nafooey. Mit Schafen.

Tagebuch 2014

Before Betrayal

Organisatorisch unterscheidet sich diese Reise nicht so sehr von der des letzten Jahres. Es sind nicht mehr ganz so viele Teilnehmer, das ist der auffälligste Unterschied. Wir haben ein anderes Ferienhaus gefunden, nicht weit von dem vom letzten Jahr, aber diesmal wirklich im Herzen Connemaras und – noch abgelegener – zehn Kilometer außerhalb von Clonbur. Zwei Wochen, viele Kinder, Mietwagen. Immernoch gibt es in der Gegend viel Neues zu entdecken und viel Liebgewonnenes erneut heimzusuchen.

Mein heimliches Traumziel wären ja die Aran Isla… duck dich und renne, Irlandfan!

Andere denken über das Sitzen auf großen Säugetieren nach. Hah! Duckt euch und rennt!

How to go to Ireland with a tomcat
Samstag, 2.8.2014

Kein schöner Land in dieser Zeit.
Abendstimmung am Ziel

Die Überschrift bedeutet nicht, dass der Irlandfan den Webserver mit in den Urlaub genommen hat. Das wäre ja ziemlicher Unsinn. Ich glaube, der läuft ohnehin mit PHP (also der Webserver). Wer weiß, wie dort das Internet drauf ist. Geht auch mim Tablet.

Nein, der Irlandfan hatte am Vorabend einfach Pech mit der Getränkeauswahl (und -begrenzung) auf dem „Innassjonalen Bierfestewoll“ nicht weit von seiner Haustür. Das behindert am heutigen Morgen den klaren Kopf, der an alles denken will, aber nicht kann. Zum Beispiel die Kreditkarte. Gut funktioniert dagegen eine irrationale extreme Überempfindlichkeit gegen üble Gerüche des Trabis, der vor uns zum Flughafen Schönef… BBI… BER… Schönefeld sans airport fährt. Interessant ist, dass Zweitaktnebel heute so auffällig ist – vor einiger Zeit war der viel stärker und noch dazu honnipräsent. Normal.

Eine Tradition scheint auch zu sein, dass das Aer Lingus-Flugzeug verspätet ankommt. Naja, dieses Mal verbreitet aber niemand Stress. Der Flug verläuft ohne nennenswerte Ereignisse, weil wir nichts gegessen haben. Wir fliegen direkt von Berlin Schönefeld zu einem modernen Einkaufszentrum nördlich von Dublin. Dort gibt es sogar Mietwagenschalter (und Anschluss an den internationalen Luftverkehr, was für ein Einkaufszentrum wirklich ungewöhnlich ist) und das finden wir praktisch.

Wir gehen zum Schalter von Hertz, wo man uns aber nur sagt, dass wir zum Shuttlebus von Hertz gehen sollen, der uns zu demjenigen Teil des entfernt liegenden riesigen Mietwagengeländes bringen soll, der zu Hertz gehört. Na gut. Die beiden beteiligten Parteien haben für diesen Urlaub zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Mietfahrzeugleistungspakete zu abweichenden Preisen gebucht, nur um hier – nach sehr langer Wartezeit – direkt nacheinander zwei Seat Leons übergeben zu bekommen, die hier mit der Betonung auf „Leon“ angesprochen werden. Ein schwarzer Sitz und ein weißer.

Das Wetter ist irisch. Kühl, vernieselt, windig, super. Wir beladen die Autos, prüfen die wohlweislich mitgebrachten Funkgeräte und fädeln uns aus dem Gewerbegebiet auf die Autobahn. Die Autos benehmen sich sehr unauffällig. Der eingebaute Tempomat ist in Irland nahezu vollkommen sinnlos, nur auf einigen Teilstücken der Autobahn nach Galway ist sowenig Verkehr, dass man den mal einschalten kann, ohne andauernd korrigierend daran herumfummeln zu müssen. Ein Regensensor wäre brauchbarer gewesen, obwohl die ja auch in Deutschland, wo es in puncto Regen weniger diversifiziert zugeht, nicht immer ganz richtig arbeiten. Wie die meisten Automatiken.

(Zum Beispiel Automatiktüren. Seit langer Zeit sind sie allgegenwärtig, trotzdem gibt es ständig Situationen, in denen man dagegen prallt, weil sie nicht aufgeht. Oder zu früh zu. Die automatische Steuerung ist also immernoch nicht ausgereift. Ein Fünfjähriger könnte das besser. Mir gruselt darum auch ziemlich vor selbstfahrenden Autos – und deren unveröffentlichten Unfallstatistiken.)

Wir essen Burger an der Raststätte in Enfield und kaufen in einem kleinen Supermarkt bei Galway die ersten Nahrungs- und Genussmittel. Hier gibt es immernoch dasjenige Dosen-Guinness, das – mit Hilfe einer trickreichen kleinen Kugel in der Dose bei sofortigem Einschenken – dem Geschmack eines gezapften Guinness sehr nahe kommt. Bier im Supermarkt ist eine teure Angelegenheit. Aber ich greife vor, ich muss ja noch fahren.

Von Deutschland aus hatten wir die Anfahrt per StreetView mehrfach geplant und finden alles daher auf Anhieb. Kurz vor dem Haus wird das zweite Auto von einem scheinbar friedlich in einer Grundstückseinfahrt dösenden Hund angegriffen, weshalb der Fahrzeugführer das Gerät fast noch in einen Busch lenkt.

Das Haus gefällt uns sehr gut, dauernd entdeckt man neue Zimmer, es ist genug Platz für alle. Wir haben einen wundervollen Blick in ein langes Tal mit mehreren Seen, und der Blick nach Westen zeigt uns stets eine optisch reizvolle Vorschau auf das demnächst hier eintreffende Wetter. Wichtigste Info der Eigentümer: das Tor bitte geschlossen halten, weil sonst die draußen freilaufenden Schafe hereinkommen und den perfekten englischen Rasen ruinieren.

Hier lässt sich das Leben leben – naja, also jene hochfrequente Illusion, dass der Urlaub jetzt das Leben ist.

Während wir noch die Abendnudeln bereiten, geht draußen die Sonne höchst dramatisch unter. Später am Abend kommen die Wirtsleut noch kurz vorbei, aber sie wohnen irgendwo in Sligo und haben noch einen weiten Weg vor sich.

How to withtake tourists to the proverbial lonely island
Sonntag, 3.8.2014

Einsam ja, die Insel kommt später.
Überraschendes Gewässer nördlich von Cong

Die erste Nacht war erschreckend still, vom Gemäh einzelner Schafe abgesehen. Am Morgen blicken wir aus allen Fenstern wieder bewundernd ins Land, wo es leicht regnet, und bereiten dann das Frühstück zu, eine Mischung aus deutschen und irischen Gepflogenheiten. Rashers to rashers, toast to toast.

Bei der herrschenden mikroklimatischen Unsicherheit wollen wir nicht so weit, sondern nur bis Cong. Teile der Gruppe benötigen Zugriff auf eine Apotheke, aber heute ist Sonntag. Mal sehen, wie solche speziellen Probleme in Irland gehandhabt werden. Ergebnis: nicht so richtig, wir müssten bis Ballinrobe. Na, dann eben morgen. Nein, das geht nicht, morgen ist in Irland „Bank Holiday“, einer von drei über das Jahr verteilten kulturell völlig unbegründeten Feiertagen. Ja-ha.

Da der Regen aufgehört hat, wahrnehmbar zu sein, spazieren wir in den Landschaftsparkwald bei Cong, einem Schild zur Höhle von Kelly folgend. Angeblich hat sich dort unten nach den Aufständen 1798 ein Einwohner der Gegend versteckt. Weiter geht es durch den wilden Wald, bis der Weg nicht mehr erkennbar ist und wir umkehren. Wir stoßen noch auf einen breiten Fluss, sind aber so desorientiert, dass wir nicht genau wissen, warum.

Zum Glück finden wir die beiden Sitze wieder und fahren wieder nach Cong, Mittag essen. Einem herumfliegenden Flyer entnehmen wir die Abfahrtszeiten der Boote nach Inchagoil Island, einer Insel im Lough Corrib nicht weit von hier. (Zwei weiteren herumliegenden Lyern entnehme ich Fährpläne und Flugpläne nach den Aran Isl… Aber pssst!)

Zwischendurch bereiten wir uns ein Späßchen mit ein paar Hinweisschildern und einer Smartphone-App, die aus dem Kamerabild etwaigen Text parst, ins Deutsche übersetzt und den Originaltext im Bild mit der Übersetzung überschreibt. Halten Cong sauber.

Für das Boot nach Inchagoil Island sind wir ein paar Sekunden zu spät, deshalb nehmen wir einfach das ebenso überfüllte zweite. Wir zahlen einen gründlichen Preis und werden dann auf dem Vorderdeck platziert, wo wir die Köpfe unten halten müssen, damit der Käpt’n noch was sieht. Das Wetter ist toll geworden, fetter Sonnenschein, und hier oben ist es viel schöner als drinnen auf den Sitzen.

Die Boote tuckern über den See, und per Lautsprecher werden wir über den See informiert. An der Insel gibt es eine Bucht mit ein paar Segeljollen und einem Anleger. Unsere beiden Pötte legen nebeneinander an, und eine überraschend große Menge an Leuten verlässt die beiden. Am Ufer beginnt einer der beiden Kapitäne, der, wie wir auf dem Schiff gesehen haben, auch Autor eines Buches über die Insel ist, der Gruppe weitere Informationen zu erzählen.

Leider erweist es sich, dass er bei mehr als der Hälfte der Anwesenden auf taube Ohren stößt. Das verlängerte Wochenende nutzen offenbar viele Leute für größere Ausflüge, weshalb es so voll ist. Auf Informationen haben die meisten aber überhaupt keine Lust und auch kein Interesse am herben Obstsalat der Geschichte.

Oder kurz: die meisten sind Zeitgenossen der negativen Sorte, die nie die Zeit genossen. Sie sind ungeduldig, laut, desinteressiert und haben viele verzogene Kinder.

Zeitweise war der später heilige Patrick von den keltischen Druiden auf diese Insel verbannt worden. Es gibt Reste von zwei frühchristlichen Kirchen. Patricks „Navigator“ ist hier begraben worden. Sein Grabstein sieht aus wie ein kniehoher vierkantiger Balken, mit einer Inschrift, die zwar aus lateinischen Buchstaben besteht, aber wie Ogham-Schrift von oben nach unten geschrieben wurde. Glaubt man dem Führer, ist dies hier die zweitälteste christliche Inschrift in Europa, aber was ist dann mit den ganzen Katakomben in Rom, wo sich die noch früheren Christen geheim trafen?

Bei den Kirchen angekommen, beginnen die zeitgenössischen Kinder mit Steinen zu werfen und auf den Ruinen herumzuklettern. Einer versucht sogar, einen Stein aus der Mauer zu ziehen (was ihm in Abwesenheit von Mörtel auch gelingt). Unter dem zornigen Blick eines anderen Besuchers steckt er ihn aber wieder hinein. Wir schütteln die Köpfe. Einmal im Jahr wird hier eine Messe zölibriert, und selbst als Atheist muss ich sagen, dass etwas mehr Ehrfurcht hier wirklich nötig ist.

Später lebten auf der Insel einige wenige Bauernfamilien. Wegen der Abgelegenheit und der nicht immer glatten Oberfläche des Lough Corrib wurde die Insel im Jahr 1931 verlassen. Seitdem wuchert die Insel wieder zu. Die reiche Familie Guinness, der neben vielen Ländereien auch die Insel gehörte, bezahlte danach noch 17 Jahre eine Art Aufpasser, der allein auf der Insel lebte. Gegen die Einsamkeit wurde ihm ein Radio spendiert, das zeitweise einzige im Umkreis von 100 Kilometern. Das wiederum machte ihn zur Attraktion der Einwohner der Gegend, zum Beispiel bei wichtigen Gaelic-Football-Radioübertragungen.

Wir treten den Rückweg zum Anleger an, und die Boote machen sich auf den Rückweg nach Cong. Da unser Schiff etwas schneller ist als der andere Pott, können wir uns noch einen kleinen Abstecher zum Ashford Castle erlauben. Das ist ein mondänes Anwesen bei Cong und ein international bekanntes und von illustren Gästen regelmäßig besuchtes Luxus-Hotel. Es schottet sich ein bisschen von den Leuten ab, indem bereits beim Betreten des Geländes eine kleine Gebühr verlangt wird.

Während das Boot kurz vor dem Hotel treibt, fliegt ein Hubschrauber darüber hinweg. Der Kapitän, der inzwischen weiß, dass wir aus Deutschland kommen, öffnet seine Fensterklappe und sagt, dass das „Angela und Enda“ (Merkel und Kenny, die demokratischen Feigenblätter der Macht in ihren Ländern) seien, die hier ein romantisches Wochenende verbringen wollten. Verständlich – Irland gibt sich ja alle Mühe, um sich dem Diktat der internationalen Geldgeber, im Rahmen der Bewältigung der seit 2008 wabernden Kapitalismuskrise, ziemlich tief zu beugen.

Wegen der Übersichtlichkeit fahren wir nach der Landung nach Ballinrobe, um den anstehenden Großeinkauf zu tätigen. Darunter auch ein gemeingefährlich stinkendes Medikament zur Bekämpfung einer oralen Infektion bei einem der Kinder. Rückblickend finde ich, dass das Zeug in den Listen der UN-Chemiewaffenkonvention stehen sollte und nicht im Regal bei Tesco. Auf der Flasche stand sogar, es wäre klinisch getestet. Auf solche Aussagen darf man natürlich nicht hereinfallen, solange dort nicht steht, was bei dem Test herausgekommen ist.

(Das betreffende Kind hat das Zeug sogar in einer tief bekümmerten, herzzerreißenden Freiwilligkeit genommen – in der größtmöglichen praktikablen Entfernung vom Haus, versteht sich. Und dann hat es nicht einmal geholfen. Ich nehme rückblickend an, dass an der betreffenden Stelle in den nächsten Dekaden erstmal nichts wächst.)

In der Nähe von Neale erblicken wir erneut eine Kirchenruine, die wir besichtigen. Außerdem liegt sie schräg gegenüber von einer seltsamen kleinen Stufenpyramide, die aussieht, als wäre sie erst vor kurzem errichtet worden. Sie stammt aber ursprünglich aus dem Jahr 1760 und ist einer von jenen sinnlosen Bauten (aka „Follies“), die von armen Leuten im Auftrag reicher Leute errichtet wurden, um sich ein wenig Geld zu verdienen.

Zu Hause braten wir uns Burger.

How to wear owls to Athens
Montag, 4.8.2014

Das Bild wirkt besser ohne diesen Text.
Im Tal von Delphi

Beim Frühstück planen wir den Tagesausflug: wir wollen diesmal von der anderen Seite nach Louisburgh, nämlich durch das Tal von Delphi, und dann wollen wir spontan sein.

Aber soweit kommen wir zunächst gar nicht. Kurz nach der Abfahrt erblicken wir, noch in „unserem“ Tal, einen schönen Strand am Lough Nafooey, an dem ein paar Leute zelten. Da fahren wir auch hin, und die meisten von uns wälzen sich irgendwie belustigend im Sand. Das Wasser ist leider nur warm bis zum Knie. Der Blick über den See und das Tal erklärt, warum die Leute hier zelten.

Später fahren wir weiter. In Leenane halten wir nur kurz und nur auf Grund der „Rules of the Road“. Dafür halten wir am nördlichen Rand des Killary Harbour und betrachten die Gegend. Etwas weiter biegt die Straße ab in Richtung auf das Tal von Delphi. Dort befindet sich bekanntlich ein großes Amphitheater und die Ruinen des Apollo-Tempels, in dessen Heiligtum früher eine Wahr-oder-falsch-oder-irgendwas-Sagerin unter Einfluss von Erdgas arbeitete.

Nein, Moment. Heh. Das hier so genannte Tal von Delphi heißt nach einer Art Jagdhütte eines Marquis von Sligo, der offenbar eine Affinität zu Griechenland hatte. Heute ist das ein großer Abenteuer-Wellness-Angel-Yoga-Wander-Campus oder so und passt uns überhaupt nicht ins Konzept. Man ist auch schneller daran vorbeigefahren, als es sich beschreiben lässt.

Traurige Bekanntheit erlangte das Tal während der Großen Hungersnot. In der Nacht vom 30. zum 31. März 1849 quälten sich einige Hundert arme und hungernde Einwohner von Louisburgh zu Fuß durch dieses Tal. Sie mussten bei zwei Beamten, die sie in Louisburgh irgendwie verpasst hatten (grammatisch und absichtlich unklar) und die inzwischen in der Delphi Lodge weilten, vorstellig werden, damit diese ihnen die Fortsetzung ihrer Sozialleistungen zusprechen konnten. Dutzende kamen in der „Doo-Lough-Tragödie“ ums Leben.

Die Landschaft hingegen gefällt uns sehr. Sie ist nur vereinzelt von Baumgruppen besetzt, ansonsten blickt man weit auf kahle und steile Berge und einzelne Seen. Biegt man hier links ab, gelangt man an den White Beach, einen sehr großen, schönen und einsamen Strand. Wir tun das ärgerlicherweise nicht, weil wir das gar nicht wissen.

Auf einer Ebene vor Louisburgh finden wir eine Art Raststätte oder Baude mit großer Cafeteria, wo wir zu Mittag speisen. Wir passieren Louisburgh, weil wir an den Strand bei Murrisk wollen, an dem wir im letzten Jahr waren. Wir finden stattdessen einen anderen, von dem der Ausblick auf die Bucht und den Croagh Patrick noch besser sind, und entspannen noch ein bisschen.

Als es Zeit wird, nach Hause zu fahren, überredet der Irlandfan die anderen dazu, zunächst Westport auf Kleinststraßen zu umfahren und dann über die einsamen Bergstraßen nach Tourmakeady zu fahren. Die umfassende und stichhaltige Begründung ist: damit man auf den einsamen Bergstraßen nach Tourmakeady fahren kann. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Hause. Dort wartet bereits leckere Pizza im Gefrierfach.

How to outfind where to the vulture we are
Dienstag, 5.8.2014

Und?! Wie spricht man das aus?
Aughnanure Castle in Oughterard

Das Ziel ist heute Oughterard. Wir wissen allerdings nicht, wie man das ausspricht.

Leider liegt, wie wir heute detektivisch feststellen, eines der vier Funkgeräte versehentlich bereits auf dem Grund des Inchagoil Island umliegenden Sees. Das ist eine erschreckende Schwundrate.

Der erste Stop ist auf der kleinen Landzunge bei Cornamona, nachdem wir völlig unerwartet über die Berge gerauscht sind. Da es bis Oughterard nicht so weit ist, haben wir Zeit und biegen öfter auf vielversprechend aussehende Seitenstraßen ab und versuchen, neue Wege, die wir noch nicht hatten, zu betreten.  Dabei erweisen sich die Funkgeräte und anwendungsbereite Kenntnisse zur Durchführung von Dreipunktwenden als sehr nützlich. Wir folgen der Landzunge noch ein wenig zu Fuß und genießen die Menschenleere. Den zur zitierten Rapzeile passenden Windschatten haben wir heute nicht, es ist windstill und oft sonnig.

Wir aktivieren die verbleibenden Funkgeräte.
„Black Seat an White Seat.“
„Kommen, Black Seat.“
„Wo zum Geier sind wir?“
„Ist doch egal. Fahrt weiter.“

Die Strecke zwischen Cornamona und Oughterard – und die beiden Orte – müsste ich eigentlich von 1996 noch kennen. Ich kann mich aber nur noch an den allgemeinen Landschaftseindruck erinnern und die Ortsnamen. Das ist das Gegenteil eines Deja vú und als solch bewusstseinsverengender geistiger Rohrkrepierer noch viel seltsamer. Und ärgerlich. Auf englisch wäre das ein „Backfire“ – oder?

Man muss aber auch sagen, dass in Oughterard nicht viel ist, woran sich eine Erinnerung festklammern kann. Die Burg Aughnanure Castle, nicht weit außerhalb, wäre ein solcher Punkt, aber die haben wir damals nicht besucht. Glaube ich zumindest. Das holen wir heute nach, und es lohnt sich. Neben einem der typischen Tower Houses, das man auch von innen besichtigen kann, sind noch große Teile der alten Befestigungsanlagen mit Türmen erhalten geblieben, und man kann noch ahnen, wo die große Halle gestanden hat, die aus mikrogeologischen Gründen (unterspült vom Fluss, der der Burg gleichzeitig Sicherheit bot) eingestürzt ist. Bei einem kleinen Keksnick am Rande der Mauer kommen zwei große, offenbar herrenlose Hunde zu uns und legen sich hin.

Im Anschluss nehmen wir einen Imbiss zu uns, die Autos nehmen den üblichen Einkauf zu sich, und wir fahren mit leicht abweichender Streckenführung nach Hause.

How to be mightily on the woodway
Mittwoch, 6.8.2014

Also... Diamount?
Auf dem Diamond Hill, Blick nach Westen

Um die Autos mal etwas zu entlasten, wollen wir heute wandern gehen. Dazu bietet sich vermeintlich der Connemara-Nationalpark an. Das Wetter auch. Vorher müssen wir uns noch von den ganzen Regenbögen direkt vor unserem Fenster erholen.

Wir fahren also nach Letterfrack (muss ja ein komisches Kleidungsstück sein) und finden dieses sehr voll vor. Der Parkplatz am „Eingang“ ist überfüllt, wir können uns gerade noch am Rand in zwei Lücken quetschen, die zwei zufällig gerade abgefahrene, genau gleich Sitz-lange Fahrzeuge hinterlassen haben.

Von hier werden drei Wanderrouten angeboten. Wir wählen die große Runde („Upper Diamond Hill Walk“, 3,7km), die auf den Diamond Hill und auf der anderen Seite wieder herunter und zurück auf den Pfad führt.

Unter anderem. Sie führt auch über die erwartete kahle hochebenenartige Landschaft, wo uns der Wind gründlich durchlüftet. Der Weg ist manchmal mit Kies und manchmal mit Holzbohlen ausgelegt. Es sind zwar insgesamt viele Leute unterwegs, aber natürlich nicht alle an einer Stelle.

An einer Kreuzung führt uns ein Schild in Richtung auf den etwas über 400 Meter hohen Diamond Hill. Dabei vergrößert sich ständig der Ausblick in die Gegend, und der Wind pustet die meisten Wolken weg. Wir schauen über Letterfrack und in Richtung Clifden und später auch auf die Kylemore Abbey, das Tal dazu und die ganzen Seen. Am meisten aber staunen wir halbwegs Erwachsenen (walking Dad, und Mum) über die Kinder. Sie sind meist ganz vorne, und das befürchtete Sind-wir-bald-da-Gequengel bleibt vollständig aus. Mal schauen, wie das wird, wenn sie in die Pubertät kommen. (Wahrscheinlich so: „Ihr wollt was? Auf den Berg? Laufen?! Habt ihr etwa schon wieder was getrunken? Und dann hab‘ ich da oben bestimmt nicht mal Netz!!“)

Da oben finden wir eine relativ windgeschützte Stelle zwischen schräg stehenden Steinplatten und picknicken. Anschließend mäandern wir auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter, denn die Steinplatten- oder Holzbohlensteige sind Einbahnwege. Sie wurden überhaupt erst angelegt, nachdem die touristische Erosion (also Tourosion) gefährliche Ausmaße angenommen hatte. Es wird immer sonniger, und die Aussicht ist immer wieder neu.

Unten gibt es als Extra für die Kinder noch einen Spielplatz und Kaffee bzw. Brause für die Erwachsenen und Eis für alle. Eine weltbekannte Firma für Öffentlichkeitsarbeit mit einer kleinen Abteilung zur Colaproduktion führt aktuell und weltweit eine Kampagne durch, weil es das einzige ist, was sie noch können – das Rezept können sie schließlich nicht ändern. „Schmeckt jetzt noch besser“ oder „Neue Rezeptur“ – geht nicht. Die Werbung besteht darin, dass auf dem Etikett Vornamen stehen, um mit dem Holzhammer zu suggerieren, dass man sich mit irgendwem doch eine Brause teilen könnte.

Auf meinem Exemplar steht: „Share a **** with Bestie“.

Hey! Aber… ich… Also! Das ist doch… Wie können…

Die Stimmbänder stellen die Silbenproduktion ein, der Mund macht noch eine Weile weiter, denn das verdrießt mich doch ziemlich stark. Hat mir die Frau am Tresen wirklich zufällig gerade diese Flasche gegeben? Wo kriege ich jetzt so schnell eine Bestie her? Und will die überhaupt eine Cola mit mir teilen? Die haben ja auch ihren Stolz und dazu einen individuellen Ereignishorizont der sozialen Zumutbarkeit, falls da ein Unterschied besteht.

Am Ende des Tages (das ist übrigens keine Redewendung, liebe Schlipsträger) kaufen wir ein und braten uns zu Hause unsere Burger. Was für ein Ritual.

How to act like it’s sausage
Donnerstag, 7.8.2014

Hier ohne die Hunde, aber sie lauern schon!
Strand bei Glassilaun

Heute ist es irgendwie allen Wurst, wo es hingehen soll, denn es ist sonnig, und da ist es überall schön. Der Vorschlag „Rinvyle“ findet sofortige Zustimmung. Dort hat es uns letztes Jahr schon gefallen. Nach Baden sieht es aber heute nicht aus.

Hinter Leenane versuchen wir, eine kleine Straße entlang des Fjordes zur Gewinnung neuer Ausblicke zu benutzen. Wir passieren eine Art Touristenfarm (or whatever), wo wir erstaunt angeblickt werden, und fahren noch ein kleines Stück weiter. Wir gewinnen tatsächlich neue Ausblicke, aber die Straße endet an einer kleinen Pier. Also zurück.

Wir finden zwischen einigen Campingplätzen einen Strand in der Nähe von Tullycross. Vorher müssen wir noch einer Reihe von Wohnmobilen ausweichen, die uns auf einer sehr schmalen Straße entgegenkommen. Als Campingmobilfahrer in Irland macht man einiges durch – oder man ist dickfellig und frech. Aber das ist wohl nur eine Binsenweisheit. Seufz.

Der Strand ist wie erwartet weitläufig und familienbesucht. So richtig warm ist es nicht, trotzdem sitzen viele Leute am Strand und genießen die Abwesenheit von Regen. Die Wellen spielen mit einem angeschwemmten toten Schaf, welch Anblick manche Besucher merkwürdigerweise dazu bewegt, sich zu bekreuzigen. Ich vermute aber, dass ein solcher Fall in Irland mit den vielen freilaufenden wagemutigen Schafen und steilen Klippen häufiger ist als man so denkt.

Wir lassen wieder unseren Drachen steigen, haben aber nicht mit den beiden harmlos aussehenden streunenden Hunden gerechnet, die sofort beginnen, lautstark den Drachen zu bekämpfen, freilich ohne in erreichen zu können. Solange er den Kindern nicht abstürzt. Schööön obenhalten, keine abrupten Bewegungen machen. Mal sehen, wer den längeren Atem hat.

Nach einigen Minuten wird klar, dass die Hunde gewinnen werden. Die Instinktsteuerung kann bei ihnen nicht durch Vernunft, Müdigkeit, Anbrüllen oder Langeweile abgeschaltet werden. Aber da entdecken sie etwa einen Kilometer weiter den Strand entlang noch einen anderen Drachen und begeben sich dorthin. Wir landen unseren schnell und verpacken ihn. Währenddessen greifen die Hunde den soeben abgestürzten anderen Drachen an und beschädigen ihn, soweit wir das erkennen, auch. Wir profitieren davon, aber es tut uns leid.

Ohne Drachen klettert der Irlandfan noch ein wenig auf den strandnahen Felsen herum, um einen Blick auf die dahinter vermutete Mündung des Killary Harbour zu bekommen. Klappt auch so halbwegs, aber die Kühe auf der Weide oben schauen misstrauisch.

In Tullycross erledigen wir die Pizza- und andere Einkäufe an einer Tankstelle und fahren dann über eine Reihe von Orten, die wie klingonische Schlachtflüche klingen (zum Beispiel Sraith Salach) und einsam in wilden Bergen liegen, nach Hause.

How to walk as far as the feet carry
Freitag, 8.8.2014

Beinahe hätte ich Sleevemore und Kiel geschrieben.
Blick vom Slievemore nach Keel

Im letzten Jahr sind wir ja zwei Mal nach Achill Island gefahren (für ein Mal war es uns dort zu schön), aber nicht alle Teilnehmer der diesjährigen Reise waren dabei. Wir denken, das ist Grund genug, die weite Fahrt auf uns zu nehmen. Und wir, die wir dort schon zwei Mal waren, haben den zusätzlichen Vorteil, ein drittes Mal dorthin zu kommen.

Zunächst beginnt es zu regnen, das hört aber hinter Westport auf und wird durch wärmenden Sonnenschein ersetzt. Die Blüten summen, es ist etwas drückend, und mit etwa 100km/h touchieren wir eine aus dem hohen Straßenrandgras auffliegende Ente, deren Fluglage, wahrscheinlich auf Grund eines Kausalzusammenhangs, danach sehr instabil wird und für uns unsichtbar im hohen Straßenrandgras der anderen Straßenseite endet. Sozusagen ein Touch-down.

Wir stechen kurz ab zu der malerischen und noch malerischer gelegenen Burrishoole Priory (oder Abbey. Oder Friary. Ich habe alle drei Bezeichnungen gefunden). Die ist wie immer eine Ruine und auf dem umliegenden Friedhof liegen auffällig viele O’Malleys. Kurz danach besichtigen wir den einsamen Turm, der Grace O’Malley gehört hat und der von innen noch immer nicht zu besichtigen ist. Der Versuch, der Straße dort weiter zu folgen, scheitert, und wir fahren wieder zur Hauptstraße und von dort ohne Stopp bis Achill Sound.

Dort gibt es ja mehrere Läden, wahrscheinlich die einzigen größeren auf der ganzen Insel, in denen wir Zubehör für ein Mini-Picknick erwerben. Wir versuchen zunächst, dieses an einem kleinen Pier mit Blick auf Inish Biggle abzuhalten, aber schön ist es dort nicht, und so fahren wir weiter zum Strand bei Doogort. Anschließend lassen wir, diesmal von Hunden unbeeinträchtigt, die Drachen steigen.

Auf der Weiterfahrt zum verlassenen Dorf verpassen wir schon wieder das hier so genannte Bolle-Cottage. Obwohl der Irlandfan es zu Hause in Street View ohne Probleme gefunden hatte.

Das verlassene Dorf besichtigen wir diesmal etwas länger und lassen uns vom Wind durchpusten. Die kahlen Geröll-Stellen weiter oben am Berg sehen aus wie Schrift, aber ich kann sie nicht lesen.

Erneut fahren wir entlang der Küstenstraße nach Achill Sound. Während der vielen Fotostopps beginnt sich das Wetter zusehends zu verschlechtern, und es beginnt, waagerecht zu regnen. Davon lassen wir uns die Fotos aber nicht vermiesen.

Von Achill Sound aus fahren wir vor dem Regen davon und kommen im (noch) trockenen Westport an. Wir versuchen, ein Restaurant zu finden, was gar nicht einfach ist: alle sind sehr voll, keiner möchte sich schon beim Betreten vom Geruch physisch zurückgestoßen fühlen, jeder muss ein Gericht auf der Karte für sich finden. In der Nähe der Siegessäule (oder wie die heißt) finden wir ein sehr reales „Cyber Pub“, in dessen Hinterzimmer man, zwar beengt, aber doch gut speisen kann. Es gibt Mau-Mau und dann Burger und Stew.

Inzwischen ist es dunkel geworden. Wir verlassen Westport, und es beginnt so stark zu regnen, dass man kaum noch etwas sieht auf dieser langen Straße durch die dunkle Einsamkeit. Nur selten trifft man ein anderes Auto, und unsere beiden Sitze verlieren sich, das macht aber nichts. Alle Kinder sind eingeschlafen. Eindrucksvoll ist die Anfahrt auf den Killary Harbour: ringsum türmen sich die Berge, die nur durch Regenschleier und ein etwas dunkleres Schwarz vom Himmel unterscheidbar sind. Zu ihren Füßen ein paar ängstlich geduckte unwirklich kleine Lichter, subsummiert unter dem Namen Leenane, auch wenn die Mühe, diesem funzligen Häuflein an Bauten einen Namen zu geben, zur Zeit absurd erscheint. Schnell hindurch, und falls das möglich ist, wird die Fahrt in „unsere“ Berge anschließend noch einsamer. Selbst die Schafe suchen die zweifelhafte Geselligkeit der Straße und stehen dicht gedrängt am Rand, enthüllt von den vier Lichtkegeln.

Der Regen peitscht das Auto und benimmt sich auch sonst sehr laut. Wir fahren langsam, staunend und irgendwie geduckt. Schöner kann Regen doch nicht sein, oder?

Es geht uns heutzutage im warmen beleuchteten schnellen Auto schon besser als den Leuten früher auf dem offenen Kutschbock.

Um 22:20 Uhr sind wir zu Hause und tragen die Kinder ins Bett.

How to know that the lay is viewless
Samstag, 9.8.2014

In einem Loch im Boden, da lebte...
Abstieg

Nach dem wie immer gemütlichen Frühstück fahren wir einmal mehr nach Cong. Das Wetter kann sich heute eben nicht entscheiden und wir auch nicht. In den Wäldern ringsum kann man schön und abwechslungsreich wandern, wie wir wissen.

Es ist ziemlich feucht und sonnig. Der Wald ist licht, sieht aber wild aus. Das alles macht das Fotografieren schwierig, die Kontraste sind zu stark und die Farben dann zu schwach. Wir finden ein ziemlich tiefes Loch, aus dem Nebelschwaden steigen, und steigen auf glitschigen Stufen hinunter.

In den kurzen Momenten, in denen das GPS funktioniert, können wir uns orientieren. Deshalb finden wir einen schlanken Aussichtsturm, den die Familie Guinness hier errichten ließ. Leider ist er inzwischen so gelegen, dass man keine Aussicht hat. Die Bäume sind einfach zu hoch gewachsen.

Zurück in Cong gibt es Kaffee und Eis für alle, die wollen. Im nebenanliegenden Wollmühlenladen („Woolen Mills“) erwerben wir verschiedene T-Shirts und ein folkloristisches Oberhemd für den darob stark verunsicherten Schriftführer.

Wir kaufen noch Nahrung ein und fahren nach Hause.

Am Abend, als die Kinder im Bett sind, schauen die formal Wachgebliebenen sich den Film „The Quiet Man“ an, über dessen Erinnerungshinweise man in der Gegend um Cong andauernd stolpert. John Wayne hier, jenes Cottage dort. Naja. Die Zeit hat dem Film nicht gut getan. Aber so waren die Filme damals eben. Und damals bekam man für sowas einen Oscar.

How to let the wind blow around one’s nose
Sonntag, 10.8.2014

Das Bild hat alles, was man braucht.
Blick auf einige Bens

Jeden Abend markieren wir mit einem Textmarker auf der Karte, wo wir gewesen sind. Daher erkennen wir, dass wir im südlichen Connemara überhaupt noch nicht gewesen sind. Also quasi das gesamte Gebiet südlich der N59 zwischen Clifden und Galway.

„Und was ist dort?“, fragen wir den Reiseführer.
„Nüscht“, sagt der.
Die streitbare Karte widerspricht in wichtigtuerischem Ton (den sie sich in endlosen Diskussionen mit dem grünschnäbeligen Navigationsgerät angewöhnt hat, möchte ich wetten): „Und warum sind dann fast alle Straßen dort mit einem grünen Streifen für ‚Scenic Road‘ gedruckt worden?“

„Weeßicknich,“ sagt der Reiseführer und will die Karte mal gründlich zusammenfalten, wird aber vom Navi unterbrochen, das in seinem jugendlichen maßlosen Eifer und unabsichtlich patzig eine Reihe von POIs anbieten will. Oft sind das ja völlig sinnfreie Dinge wie Gefängnisse. Die Karte bittet den Reiseführer müde, die Klappe zu halten.

Über Cornamona und Maam Cross fahren wir also fröhlich ins Nüscht. Die Sonne lacht, der Wind pustet, es wird voraussichtlich ein schöner Tag. Da ist es doch egal, wo man ist.

Das passt zur Gegend. Die ist leicht hügelig und sehr abwechslungsreich. Kurvenreiche Straßen führen an kleinen Bergen vorbei, dauernd stößt man an Meeresarme oder kleine Seen, ein paar einsame Häuser, Moore oder ein Wäldchen. Über allem scheinen die fernen und doch zum Greifen nahen zwölf Bens düster herein.

Wir machen einen kleinen Abstecher zum ehemaligen Sommerhaus von Patrick Pearse, einem der Anführer des Osteraufstandes. Weiterhin machen wir nacheinander kurze Stopps in Gortmore und Carna und dann an einem kleinen Pier. Weiter geht es über Glinsk (klingt russisch), Cashel und Ballynafad zurück nach Maum.

Zwischendurch picknicken wir im Windschatten einer steinbruchartigen Felswand. Aber der Wind stört eigentlich nur, wenn man essen will, ansonsten gehört er dazu. Die Sonne scheint auch.

Später entdecken wir einen Hinweis auf den High Cashel Graveyard in Verbindung mit einem Ringfort und einer heiligen Quelle. Wir folgen dem zu Fuß und wandern deshalb ziemlich weit auf einen Hügel. Die Aussicht ist toll, der Friedhof ist nicht sehr interessant, und wir haben weder das Ringfort noch die Quelle gefunden.

Auf der Rückfahrt entdecken wir direkt an der N59 eins der bekanntesten Standard-Fotomotive Irlands: eine Insel in einem kleinen See, im Hintergrund Berge, und auf dem See eine Insel mit einer Reihe von Fichten. Bei tiefstehender Sonne, dunklen Wolken und dunklen Bergen wirkt das besonders gut.

Am Lough Nafooey erblicken wir als Krönung des Tages noch einen Regenbogen, der sich quasi genau über die grasenden Schafe spannt. Aber wir leben ja nicht davon, Postkartenbilder zu verkaufen.

Sondern von Nudeln.

How to spider around a bit
Montag, 11.8.2014

Man kann nicht sagen, dass diese Wand noch steht.
Teil des Clifden Castle

Der minutiöse Tagesplan sieht für heute – nach Absolvierung weiterer Regenbögen und des Frühstücks – eine Fahrt nach Clifden mit anschließender Spontaneität vor.

Wir wollen über Currywongaun fahren, weil es so heißt und um nach den Currywongaunerinnen und -Gaunern zu sehen. Aber entweder haben wir es verpasst, oder es ist in der wie fast überall endzersiedelten irischen Landschaft einfach nicht als zusammenhängender Ort wahrnehmbar. Überrascht kommen wir an einer Kreuzung in Letterfrack wieder raus und fahren frackzuckend weiter.

Die Straße zwischen Letterfrack und Clifden ist kein Spaß mehr. Reisebusse wechseln sich mit Wohn-im-mobil-ien ab, es ist eng und kurvenreich. Wir wollen die Sky Road bei Clifden befahren und sind froh, als wir deshalb abbiegen können.

Dem Namen macht die Sky Road nicht unbedingt große Ehre, aber es ist trotzdem schön, reich an Aussichtspunkten und unübersichtlichen Engstellen.

Ein Stück weiter unten entdecken wir eine größere Burgruine und wollen sie besuchen. Es ist das Clifden Castle, das von einem seltsamen Torbau (ist der nun alt oder neu?) aus nach zehn Minuten Fußweg erreichbar ist. Man kann oben an der Kreuzung parken, allerdings zögern wir, weil in der Nähe ein wildgewordener Bagger arbeitet.

Nach der Hälfte des Fußweges beginnt es stark zu regnen, und der unangenehme Wind macht die Sache nicht besser. Wir passieren einen Menhir und erreichen den Wind- und Regenschatten des Castles. Einen Weg hinein haben wir nicht gefunden, es gähnt direkt der Keller. Und wegen des fehlenden Daches gähnt er den Himmel an. Aber es ist ziemlich groß und fotogen.

Den Ort Clifden befinden wir sehr voll, insbesondere voller Autos, die die breiten Straßen des Zentrums vollparken. Die Autos, die nicht am Rand parken, bilden einen offensichtlich ringförmigen Stau, parken also auch. Wir stellen uns dazu und laufen den Ring einmal ab. Dann essen wir in einer netten Bar zu Mittag.

In einem Laden in der Nähe füllen wir die Cheddar-Bestände auf. Dann geht es weiter in Richtung Ballyconeely, eine Gegend, die wir gestern verpasst haben. Mal sehen, wie weit westlich man kommt. Es scheint heute ein sehr starke Flut zu herrschen: mehrmals sehen wir eine starke Strömung landeinwärts unter irgendwelchen Meeresarms-Brücken durchrauschen, und einmal ist sogar die Straße ein kleines bisschen überflutet; aber so, dass wir sie SITZend überqueren können.

Hinter Ballyconeely erhebt sich ein einsamer kahler Hügel mit einer weiteren großen Burgruine aus dem Dunst: das Bunowen Castle. Es wirkt ein bisschen so, als beherrsche es noch immer die Gegend. Leider kann man es nicht besichtigen. Die Zufahrtsstraße ist verschlossen, anscheinden möchte der Eigentümer des Cottages daneben keine Besucher sehen. Fahren wir eben weiter.

In Bunowen More fahren wir an einem ziemlich vollen Strand vorbei zu einem Räucherhaus mit Besucherzentrum an einem kleinen Pier. Leider hat das Räucherhaus geschlossen. Im auffrischenden kühlen Wind befindet sich Regen, was eine Gruppe Kinder am Pier nicht daran hindert, durchfroren und glücklich aussehend ins Wasser zu springen.

Wir setzen unsere Fahrt fort in Richtung Roundstone, der Rest der Rückfahrt ist wie gestern. Wir halten nochmal an der fotogenen Insel mit den Fichten, aber aus einer anderen Perspektive. Die Kabelmasten stören mächtig.

Am Lough Nafooey quälen wir uns an einer Art Konvoi aus mit Torfanhängern behängten Treckern vorbei. Die haben Zeit. Wir nicht, wir haben Urlaub, nur.

How to recognize that that’s yes the height
Dienstag, 12.8.2014

Kurz vor dem Absturz, um genau zu sein.
Ein namenloser Bach kurz vor dem Lough Nafooey

Heute setzen sich diejenigen Reiseteilnehmer durch, denen das in den letzten Tagen zu viel Fahrerei und zuwenig Laufen war. Wir wollen schauen, ob man in der Nähe des bekannten Strandes am Lough Nafooey ein wenig spazieren kann.

An einer kleinen Brücke über einen Bach grübeln wir, wo das Rauschen herkommt. Schon in den letzten Tagen fiel uns eine zugewucherte Stelle auf, wo der Bach offenbar von der Hochebene in die kleine Schlucht fällt, die ihn zum Lough führt. Vielleicht kommt man ja da hin, weit ist es ja nicht.

Wir laufen über stark geneigte und unglaublich nasse Wiesen am Bach entlang, das Rauschen wird lauter. Aber man kommt nicht an den Wasserfall heran, er ist eingezäunt und immernoch so zugewachsen, dass man nichts sieht. Wir steigen zur Straße hinauf, laufen zu den Sitzen und fahren nach Ballinrobe.

Dort haben wir bisher die mitten in der Stadt gelegene Ballinrobe-Priorität (wie sonst sollte man „Priory“ übersetzen?) verpasst, die optisch auch nicht so viel hermacht. Aber wie immer gibt es fein detaillierte alte Grabsteine und kahle Wände zu sehen.

Nach dem Erwerb von Nahrung und Schuhen spielen wir in Cong nicht Minigolf. Dafür fahren wir noch ein wenig in der Gegend zwischen Clonbur und Finny herum und fotografieren.

How to tell one of the horse
Mittwoch, 13.8.2014

Blick von Dun Aenghus über Inish More
Blick von Dun Aenghus über Inish More

Heute ist es soweit. Das Wetter passt, denn wir wollen auf die Aran Islands. Mit der Fähre, den Rundflug sparen wir uns für irgendwann einmal auf.

Somit fahren wir in Eile nach Rossaveel, auf den schaukelnden Straßen, die wir teilweise ja schon am Sonntag kennengelernt haben. In der Nähe des Hafens nimmt der Verkehr deutlich zu, und ein Blick in die Gegend zeigt, dass der einzige Grund dafür nur der Hafen sein kann. Es gibt große Parkplätze, die sich rasch füllen, und große Busse fahren vor. In einer kleinen Holzbude kaufen wir die Fährtickets und suchen dann bei den Piers nach der Fähre. Es liegen zwei unter Dampf, die ähnlich aussehen, modern, keilförmig, wellenschnittig.

Naja, genau genommen liegen sie unter Dieselabgasen. Dampf klingt aber besser.

Das Wetter ist sehr gut, wir sitzen auf dem sonnenbeschienenen Deck. So, wie man in einem Kino sitzt. Die Fähre kurvt vorbei an einigen verdächtig aussehenden alten Fischereipötten und verlässt den Hafen. Das Schwesterschiff folgt kurze Zeit darauf. Auf See herrscht leichter, aber wahrnehmbarer Wellengang. Der Blick auf den Horizont beruhigt den Magen.

Auf Inish More angekommen, füllen sich die Insassen der Schiffe zügig in eine Reihe von Kleinbussen um – kein Unterschied zu 1996, von den Mengen und dem doppelt so großen Pier mal abgesehen. Wir sind zu unschlüssig, ob wir uns auch umfüllen sollen. Deshalb geraten wir an einen Cowboy, der mit seiner Pferdekutsche auch auf Gäste wartet. Das Pferd heißt Johnny und verhält sich ziemlich indifferent.

Ziel dieser und aller anderer Fahrten ist Dun Aengus, das spektakuläre halbe Ringfort an der Steilwandküste. Johnny trabt los.

Der Cowboy erzählt uns ein bisschen was über die Inseln, das meiste lässt er sich aber aus der Nase ziehen. Zum Beispiel zur Schulsituation (nur Grundschule auf der Insel, Höheres dann im Internatsbetrieb auf dem Festland) oder zur Wasserversorgung (schwierig, Zisternen reichen nicht aus). Dann deutet er auf eine alte Hütte und sagt: „This was the blacksmith’s house, where they used to shoot the horses.“

Äh.

Der Irlandfan wird im Folgenden zum Sekundenschaf.

Was ein Schwarzschmitt ist, weiß ich. Aber schießen? War hier die Leimfabrik? Ich beschließe vor lauter Blindheit, sehenden Auges in den bereitstehenden riesengroßen Fettnapf zu treten, sonst kann ich heute nacht nicht richtig schlafen. „Did you say ‚Shoot the horses‘?“

„No. I said ’shoe the horses‘.“ – „Oh, sorry, I understood ’shoot the horses‘.“ – „I see. You are a very funny person.“

In der Nähe von Dun Aenghus gibt es ein Besucherzentrum, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Es ist ziemlich voll. Wir kaufen Tickets und wandern zum Ringfort hoch. 1996 war es hier sehr neblig. Heute ist es sonnig, warm und klar, was der Anlage ihre mystische Zeitlosigkeit nimmt. Zur Entschädigung haben wir einen weiten Blick in alle Richtungen über die Insel und bis zum Burren auf dem Festland. Da sieht es genau so aus wie hier.

Oben gibt es nach wie vor keinen Zaun an der Steilküste, und ich stelle fest, dass ich meine Teilzeit-Höhenangst wunderbar auf andere Leute, insbesondere nahestehende Kinder, projizieren kann.

In einer ruhigen Ecke des runden Forts führen wir ein kleines Picknick durch und treten dann den Rückweg an. Johnny hat sich ausgeruht und bringt uns auf einer anderen Straße zurück nach Kilronan. In der Ferne in einer Art Seetangfeld räkeln sich Robben.

In Kilronan steigen wir dankend aus. Auf einem der Smartphone-Fotos werden wir (später) feststellen, dass das Pferd uns die Zunge rausstreckt. Hah! Von wegen indifferent.

Wir haben noch etwas Zeit und besuchen die verstreuten Läden. Es gibt viele Arten von Pullovern und die üblichen Souvenirs. Und es werden immer noch Leute mit hervorragenden Strickfähigkeiten gesucht. Und wir stimmen überein, das man nochmal hierherkommen müsste, aber dann für ein paar Tage.

Wir besteigen bepackt die Fähre zurück. Das ist eine gute Idee. Dicke, graue, dunkle Wolken folgen uns langsam, aber bestimmt und hüllen die Inseln ein. Wir entkommen und fahren nach Hause.

How to throw the musket into the grain
Donnerstag, 14.8.2014

Hidden dips ahead
Lough Nafooey

Das Wetter lässt sich heute wieder nicht in die Karten schauen. Wir beschließen, auf den Berg direkt hinter dem Haus zu wandern, um festzustellen, was dahinter liegt. Also was genau dahinter liegt – klar ist dort der Lough Mask, aber wie sieht er von dort oben aus?

Es ist sogar ein Wanderweg ausgeschildert, und es gibt Vorrichtungen zum Überqueren der Weidezäune. Wir verlassen die Zivilisation und suchen uns einen Weg. Die Kinder fachsimpeln über wütende Vögel. Der Blick zurück – zum Beispiel auf den Lough Nafooey – ist wunderbar und macht Lust auf die andere Seite.

Leider beginnt es zu regnen. Es ist nicht abschätzbar, wie er sich entwickelt, wir sind nicht umfassend genug vorbereitet und gehen deshalb wieder zurück. Zu Hause schreiben wir Postkarten und laufen dann in die Innenstadt von Finny, weil es dort das bewusste Laden-Tankstellen-Postamt gibt. Wir werfen die Postkarten in den dafür vorgesehenen und gehen zurück. Vom Haus aus sehen wir, wie sich auf der Landstraße ein Postauto nähert. Offenbar hat die Postladentankstellenfrau angerufen, dass soeben jemand etwas in den dafür vorgesehenen eingeworfen hat.

Im letzten Jahr war die Post ja extrem schnell zu Hause. Jetzt wissen wir, warum.

Wir ergreifen dann die Autos und fahren nach Tourmakeady. In der Nähe gibt es eine Kirchenruine, die wir im letzten Jahr wegen Wespen nicht besichtigt haben. Das holen wir nun nach. Es ist unerwarteter Weise eine recht imposante Church of Ireland mit etlichen alten Gräbern.

Den Rest des Tages verbringen wir in der häuslichen Gemütlichkeit.

How to get up on the wrong foot
Freitag, 15.8.2014

Wegen des Grünstichs sieht man die Leprechauns nicht.
Ballykine Castle. Dichter kommt man leider nicht ran.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer möchte heute nach Athenry by Galway fahren. In den Beschreibungen liest sich das wie ein bewohnbarer Mittelalter-Themenpark. Die andere Hälfte findet das zu weit und möchte in der Gegend bleiben. Zu diesem Teil gehört auch der Irlandfan. Der Himmel ist zunächst bedeckt, später wird es sonnig, kein Regen.

Zunächst besichtigen wir bei Clonbur die Ross Hill Abbey. Diese ist klein, aber von einem großen Friedhof umgeben, der gerade gemäht wird. Der vage Reiseführer berichtet von einem urzeitlichen kuriosen Stein, wie üblich ohne Ortsangabe, und wir finden ihn nach dem Ausschlussverfahren. Außerdem viele kleine Frösche und ein Familienwappen der Familie Joyce samt dem Wahlspruch der Familie: Ein ehrbares Leben oder den Tod.

In Clonbur entsorgen wir im Vorbeifahren unsere Flaschen und Dosen. Die Container sind videoüberwacht, was wir uns nicht erklären können und es deshalb übertrieben finden.

Im Anschluss wollen wir versuchen, das Ballykine Castle im umgebenden Wald zu finden. Das ist gar nicht so einfach. Zunächst versuchen wir es auf dem Gelände eines als B&B beworbenen Mini-Luxushotels, dort werden wir aber barsch abgewiesen.

Wir stellen das Auto an eine Waldeinfahrt und laufen los. Leider ist die Luft ein wenig schwül, der Wald wirkt stark bewirtschaftet, aber trotzdem ist es sehr ruhig. Es wird ein schöner Waldspaziergang werden, selbst wenn wir das Castle nicht finden sollten. Auf den breiten Wirtschaftswegen finden wir es aber ohne Probleme. Eine düstere Ruine versteckt sich im Waldschatten.

Aber sie ist weiträumig eingezäunt. Grund ist die Einsturzgefahr. So weit aber, wie der Zaun entfernt ist, kann sie unmöglich stürzen. Die Düsternis macht das Fotografieren schwierig, aber schön düster. Der Irlandfan versucht es noch kurz seitlich durch das Gestrüpp, aber das bringt eine furchterregende Menge Insekten auf und gelingt darum nicht.

Der Versuch, Brombeeren am Wegesrand zu ernten, fordert ein Opfer: der gut befestigte Weg ist von einem unsichtbaren, weil zugewachsenen Graben begrenzt. Einer der Füße gerät dort hinein und verstaucht sich. Darum geht die Fahrt nach der Apotheke in Cong. Zum Glück reicht ein Stützstrumpf und Antischmerzmittel, sogar für einen Marsch zum Ashford Castle.

Am opulenten Tor außerhalb Congs soll man ja Eintritt zahlen. Folgt man statt dessen zu Fuß der kleinen Straße zwischen der Abbey und der Kirchenruine (das ist eine Ausfahrt des Hotels und darum eine Einbahnstraße), gelangt man in etwa zehn Minuten bis direkt an das Castle. Auf einem Steg lässt ein Trachtenmann seinen Dudelsack erjaulen. Wir sehen nicht, ob das jetzt schon die Unterhaltung oder nur die Übung ist oder Mücken abhalten soll.

Zurück in Cong kaufen wir Souvenirs, darunter Käse, und fragen dann nach dem nächsten Fußballgolfplatz. Er befindet sich in Cross und ist fast leer.

Die Sache macht großen Spaß, sicher mehr als echtes Golf. Die Löcher sind der Ballgröße angepasst worden. Einziges Manko: ein Golfball rollt auf dem Rasen nicht so weit wie ein Fußball, deshalb sind die Löcher oben auf den Hügelspitzen wirklich ein Problem.

[Platzhalter für den Bericht aus Athenry]

How to go always the nose after
Samstag, 16.8.2014

Im Bild nur einer
The Four Courts, Dublin

Heute ist – schon – der Abreisetag, zumindest von hier. Wir haben Zeit und verkehrsgünstige Hotelzimmer in Dublin, der Flug geht erst morgen abend. Wir räumen das Haus, lesen den Stromverbrauch ab. Ein unbekannter junger Mann lugt durch die Tür: er will dann saubermachen.

In Clonbur kaufen wir ein paar Dosen Smithwicks, weil es so heißt und gewisse Daheimgebliebene das sonst nicht glauben würden. Wir geben noch ein paar Postkarten ab und erfahren gleichzeitig, dass die ersten schon angekommen sind (zur Erinnerung: vorgestern geschrieben und eingeworfen).

Wir fahren weiter zur Ross Errily Friary in der Nähe des Lough Corrib. Sie ist deutlich größer, als der Irlandfan sich erinnern kann. Bestimmt wurden seit 1996 noch ein paar verfallene Mauerreste angebaut. Oft entdeckt man neue Gänge und Ecken und trifft jemanden, den man kennt. Über eine Mauer hinweg erkennt man ein kleines Mausoleum, an dem Lynch steht. Ist das vielleicht die Familie Lynch aus Galway? Sieht aber neuer aus.

Auch von außen ist das Kloster beeindruckend, ein Rundweg auf den Wiesen lohnt sich.

Zurück im Auto geht die Fahrt ereignisarm nach Dublin. Wir finden das verkehrsgünstige Hotel, checken hinein, genießen den tollen Blick auf das Autobahnkreuz und fahren mit der Straßenbahn in die Stadt, genauer zu den Four Courts.

Von dort beginnt ein längerer und erst im Rückblick ermüdender Spaziergang durch die Innenstadt: wir sehen die Christchurch, ein Stück der alten Stadtmauer, Dublin Castle (auf dem Innenhof sind umfangreiche Sandskulpturen zu bestaunen), Temple Bar (immernoch sehr voll), O’Connell-Street. Wir kaufen ein paar T-Shirts – das heißt, wir versuchen in dem Einheitswust aus Guinness-, Schafs- und Guinness-Motiven originelle Produkte zu finden, was mit Glück auch gelingt. Was noch fehlt, sind Guinness-Espressotassen.

In einem Laden läuft schöne Musik. Der Irlandfan erkundigt sich und wird vom Verkäufer auf die High Kings hingewiesen – und diesen Hinweis habe ich nicht bereut und möchte ihn hiermit an alle (beiden) treuen Leser weitergeben.

An diesem Samstag wirkt die Stadt wie der Schauplatz eines einzigen großen Jungesell*innenabschieds, aber vielleicht ist das ja immer so.

In der O’Connell-Street finden wir einen original amerikanischen Diner und essen dort. Danach reicht die Kraft nur noch, um ein paar Dosen Guinness zu kaufen und im Hotel melanchoholisch den letzten Abend ausklingen zu lassen.

How to have more than one iron in the fire
Sonntag, 17.8.2014

.. in Habachtstellung
Der Bergfried von Trim Castle

Erneut teilen wir uns. Der für die Füllung der Platzhalter zuständige Teil möchte noch einmal nach Dublin. Der andere mitsamt dem Irlandfan möchte ins Boyne-Tal – Trim, Newgrange, mal schauen. Raus ins Land, eben. Nochmal die Augen baden. Sich nochmal mit soviel Irland vollsaugen, wie reingeht.

Trim liegt etwas weiter weg, aber es gibt ja Autobahnen. Und es ist die Reise wert. Die eigentliche Burg ist gut erhalten, sehr groß (die größte normannische Burg Irlands) und von einer weitläufigen und besonders von außen imposant wirkenden Mauer umschlossen. Wer den Film Braveheart gesehen hat, wird einiges wiedererkennen.

Wir besichtigen nicht das Haus selbst, nur den Hof (dafür zahlt man verschiedene Eintrittspreise). Auch so ist es großartig und erfordert eine zukünftige Rückkehr. Außerhalb hat man einen weiten Blick auf eine Landschaft voller Ruinen, aber soviel Zeit haben wir nicht.

Ein kurzer Schauer geht nieder, aber der stört nicht. Wir beschließen, es mit Newgrange zu versuchen. Es ist gut beschildert, aber der Parkplatz ist extrem voll – wir finden gar keinen.  Wir stellen außerdem fest, dass wir von hier mit einem Bus über den Boyne fahren müssten, und geben auf. Nicht mal an Lücken in den Hecken hat man einen Blick. Wir hätten das genauer planen müssen.

Irgendwann haben wir bestimmt mal eine Woche für die Gegend hier übrig. Stattdessen fahren wir zum Meer, von wegen Augen baden und so. In Slane gibt es eine seltsame Brücke. An einer steilen Abfahrt gibt es eine aufwändige Verkehrsführung samt Ampeln, weil die alte Brücke nur einseitig befahren werden kann.

In der Ruhe am Meer nördlich von Dublin essen wir alles auf, was wir noch an Nahrungsmitteln haben. Die Augen gehen nochmal baden, dann fahren wir tanken und geben das Auto am Flughafen ab. Kurz danach kommt auch der andere Sitz, für den wegen Sand auf einem Sitz 40 Euro Sonderstaubsauggebühr zu zahlen sind. Ärgerlich, besonders wenn es droht, den letzten Urlaubstag zu überschatten.

[Platzhalter für den Bericht aus Dublin]

Im Einkaufszentrum mit Flugzeuganschluss kaufen wir noch die letzten Souvenirs, trinken leckren Kaffee und fliegen nach Hause.

„Schon?!“ sagen die Kinder und die Erwachsenen auch.

3 Gedanken zu „Tagebuch 2014“

  1. Lieber Irlandfan

    Gut Ding will Weile haben oder so 🙂
    Wie immer habe ich Deinen Reisebericht mit einem Grinsen im Gesicht gelesen und sofort auf Google Maps nachverfolgt wo ihr euch so rumgetrieben habt.
    Einmal mehr – vielen Dank für die unterhaltsame Lektüre!
    LG von einem ebenso Irlandfan
    Tanja

    PS: „Nochmal die Augen baden“ – gefällt mir sehr gut. Ich weiss genau was Du meinst 🙂

  2. „Im auffrischenden kühlen Wind befindet sich Regen…“

    Für seinen Wetterbericht aus dem Sommer 2014 nominiere ich den Irlandfan zum Wettervorhersagenobelpreis für Irland. Begründung: Die Beschreibung ist prägnant und zeitlos gültig, jedenfalls traf sie im Sommer 2015 an 32 von 35 Radreise-Tagen zu!

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