Überblick

Hier ein kleiner Überblick über Irland und was die Leute und ich so darüber denken.

Let the sun shine in your heart...
Let the sun shine in your heart…

Ich sollte anfangen mit „Irland ist…“, oder?

Anfrage an Sender Jerewan: Stimmt es, dass Irland ein Land ist, welches kalt, regnerisch, sumpfig, Guinness und grün ist?
Antwort: Im Prinzip ja.
Erstaunlich ist aber, wie viele Leute von einem Irland sprechen, das sie nicht mehr loslässt, das sie immer wieder besuchen.

Fragt man nach, kommt meist so etwas wie „Irland hat schöne Landschaften, es ist ruhig, nicht überlaufen, die Leute sind nett und kulturell wird auch einiges geboten.“ Sollte es das sein?

Liebe auf den ersten Blick?

Mein erster Irlandurlaub war zwar sehr schön, jedoch nahm er keinesfalls suchterzeugend Einfluss auf mich oder verwandelte mich in jemanden, der bei der Ausreise verzweifelt aus dem Flugzeug zu springen versucht.

Mein nächster Kontakt mit Irland bestand aus einem eher schwachen Diavortrag in Berlin, bei dem der Vortragende sich allein zwanzig Minuten über ein Bild eines sommersprossigen rothaarigen Jungen ausließ. Das Einzige, was sich über diesen Vortrag noch zu sagen lohnt, war ein Satz, der sinngemäß lautete: „Ich wollte auch nur ‚mal‘ nach Irland, und nun fahre ich seit zwanzig Jahren jedes Jahr dorthin… Keiner weiß warum das so ist…“

Die zweite Reise führte vor allem zu einer tieferen Einsicht in die englische Sprache, was ja schon mal hilfreich ist, weitere irische Landschaftsteile und ein wenig auch in die Lebensart der Iren. Vielleicht ist es hier passiert.

Vielleicht sprechen wir hier aber auch nur vom ewigen deutschen Lokalmasochismus.

Und Irisch Moos benutze ich immer noch nicht, brrrr.

Irland, das Land der Superlative?

Ich behaupte einfach, dass Irland ein sehr schönes und besichtigenswertes Land ist. Ok.

Aber es gibt auch andere Länder mit schöner Landschaft, z.B. Neusee-/Feuer-/Disneyland. Daran kann es also nicht liegen. Einen sportlichen Abenteuerurlaub kann man in Irland auch verbringen, aber in den Rocky Mountains oder im Himalaja sind Leute mit härteren Ansprüchen sicher besser aufgehoben. Diejenigen, die im Urlaub baden wollen, treffen sich mit denjenigen, die im Urlaub trinken wollen, auf Mallorca. Kulinariker meiden den englischen Kulturkreis (von Irland abgesehen haben sie dazu auch allen Grund) und fahren vielleicht lieber auf die Salmonellen oder wie die heißen. Für Skifahrer ist Irland (ähnlich wie Judäa) auch nur bedingt geeignet.

So, und wie wird man zum Irlandfan?

Indem man nach Irland fährt.
Sonst nicht.
Es ist banal, und es ist die Wahrheit.
Die Domain allerdings ist vergeben.

Positiv ist…

Es gibt wunderbare Berge, Küsten, Seen, Klippen, Sümpfe, prähistorische Orte und viele nette Dörfer und Städte. Man kann Golf spielen, Fahrrad oder Pferd fahren, Drachen steigen lassen, einfach wandern oder Bier trinken. Irisches Bier ist großartig. Man kann sich mit sehr freundlichen, hilfsbereiten und netten Leuten unterhalten. Man kann den Duft der See atmen, oder den von Kühen, Schafen, Pferden und Fischen. Und man kann den Geruch und den Stress vergessen, den man vielleicht hat, wo immer man leben muss. Ich mag irische Musik. Ich mag die Athmosphäre.

Das kann allerdings dazu führen, dass man bereits beim Anblick eines gestreckten kahlen Bergrückens einen Stich bekommt.

Mindestens ein Ire ist so drauf.
Mindestens ein Ire ist so drauf.

Negativ ist…

Irland ist ziemlich teuer. Ich mag keinen Fisch, und die Iren können nicht aufhören, einem warmen Fisch in den wärmsten Tönen zu empfehlen. Natürlich haben sie recht, aber wie ich schon sagte… Es gibt einige Ecken an denen man von einem Tourist auf einem Pferd (geführt von einem Iren zu Fuß) oder einem Golfball getroffen wird (oder einer Kugel, siehe oben). Touristen sind grundsätzlich Verrückte. In Irland bekomme ich immer eine Erkältung. Ein Busfahrer, den man fragt, warum auf dem Bus „Galway“ steht, obwohl man ein Ticket nach Cork hat, wird so etwas wie „mmmnnnnllchinchatglnfallgommmnn“ antworten, aber auf eine nette Art. Und das einzige was ich wirklich hasse, ist nach Hause zu müssen.

Man hört häufig Irland sei ein Land für Individualisten.

Das ist erstens undifferenziert und zweitens Quatsch.

Bei aller Liebe…

… weiß ich nicht, ob ich hier länger leben möchte. Es ist so leicht, einen Ort zu mögen, wenn man dort nur für ein paar Tage ist. Das kriege ich noch raus.

Es folgen ein paar generelle Informationen für Touristen.

Mit dem Auto durch den Atlantik
Mit dem Auto durch den Atlantik

 

Reisen
  • Mit dem Flugzeug
    Gut als schnelle Anreise, innerhalb Irlands vielleicht nicht so sinnvoll.
  • Mit dem Auto (eigenes oder gemietet)
    Als Anreise etwas umständlich, ansonsten ziemlich praktisch. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schwierig ist die irische Angewohnheit, auf der verkehrten Straßenseite zu fahren. Ab und zu fehlt im Auto die Möglichkeit, jetzt mal kurz anzuhalten und den Ausblick geniessen. Reisen mit dem Wohnwagen ist populär, könnte aber auf engen Nebenstraßen problematisch werden.
  • Mit dem Zug
    Es gibt nur eine Hand voll Linien zwischen großen Städten.
  • Mit dem Bus
    Nahezu jeder Ort hat eine gute Busanbindung. Manche Linien werden nur in der Hauptsaison befahren. Auf größeren Strecken gibt es auch private Linienbusse, die meist billiger sind als Bus Eireann.
  • Mit dem Boot auf dem Shannon
    Klar, wer Spaß dran hat. Ist nicht ganz billig und logistisch ein wenig eingeschränkt, aber bestimmt schön.
  • Mit dem Fahrrad
    Sehr beliebt, außerdem gesund. Man muss nur mit dem Wetter und dem Murphy’schen Gegenwind klarkommen.
  • Wandern
    Am billigsten. Ansonsten siehe Fahrrad.
  • Mit dem Zigeunerwagen
    Oh, Jeez.

Unterkunft

  • B&B
    Bed and Breakfast (Bett und Frühstück) – genau das ist es; zu finden überall, von billig bis teuer; nette und hilfsbereite Gastgeber.
  • Hostels
    Jugendherbergen, normalerweise billiger als B&B; Fremde schnarchen im Zimmer, aber man lernt gegebenenfalls auch nettere Seiten an ihnen kennen; es ist nicht immer billiger, wenn man den Preis für ein Frühstück dazurechnet und den luxuriösen Fakt eines eigenen Zimmers berücksichtigt.
  • Ferienwohnung / Ferienhaus
    Überall zu finden, verschiedene Größe und Ausstattung, Selbstversorgung.
  • Camping
    Habe ich noch nicht gemacht. Bei dauerhaftem Pech mit dem Wetter kann es passieren, dass die Dinge nicht mehr so ganz trocken werden.
  • Hotels
    Meist sehr schön in alten Herrenhäusern und Schlössern etc. Dem entsprechend etwas teurer.

Klima

Irland ist recht warm, aber nicht heiß. Vielleicht wie Frühling. Die Durchschnittstemperatur liegt über Null im Winter und unter 25 im Sommer, ungefähr; und wenn es warm ist, kann man schon 10 Minuten später etwas frieren, und nur, weil es windig geworden ist. Das Gesamtwetter kann umfassend mit extrem wechselhaft beschrieben werden.

Kultur

Ausschnitt aus dem Book Of Kells
Ausschnitt aus dem Book Of Kells

Das Bild zeigt ein berühmtes Beispiel keltischer Kunst. Es ist eine Kopie des Book of Kells. Das Original kann in der Bibliothek des Trinity College in Dublin beschaut werden. Es enthält die Texte der vier Evangelien, was es jedoch noch (…) interessanter macht, ist die hohe Kunst der Malerei in diesem Buch, denn es gibt Seiten mit nur einem extravagant verzierten Initial. Betrachten Sie zumindest eine Kopie in einem Andenkenladen.

Wie gesagt, ich mag irische Musik. Siehe Musik-Seite.

Tanzen ginge auch: schaun Sie sich mal eine Riverdance-Show an oder auch, wenn Ihnen eine amerikanische Version mit bombastischer Musik, Lichtshow und alten Geschichten vom Guten, dem Bösen und dem schönen Mädchen besser gefällt, die Show „Lord of the Dance“ mit oder neuerdings ohne Michael Flatley.

Irische Literatur ist weltberühmt, viele große Schriftsteller sind aus Irland. Eine stetig wachsende Auflistung gibt es auf der Bücherseite.

Es gibt auch eine große Bandbreite an Filmen aus oder über Irland. Auch hier gibt es eine stetig wachsende Sammlung auf der Filmseite.

Zusammenfassung: Was gehört in den Koffer?

(Natürlich ist das hier das, von dem ich glaube, dass ich es in Irland benötige.)

  • eine Zahnbürste
  • eine Regenjacke (vergessen Sie den Regenschirm, denn es wehen starke Winde)
  • gute Schuhe (das heißt, gut für was auch immer Sie in Irland tun wollen. Ich möchte nicht, daß Sie im Theater mit Gummistiefeln antreten; aber wasserfest sollten die Schuhe schon sein.)
  • lesen Sie den Bericht zum Wetter und entscheiden danach über Kleidung; man kann auch schwimmen gehen
  • eine Kamera
  • Steckdosenadapter – nur für die Steckerform, die Spannung ist wie in Deutschland
  • ein Taschenmesser und eine Taschenlampe (man braucht keine Abenteuer, um dies zu brauchen)
  • einen Drachen (der Wind ist sehr gut) oder diese komischen Stöcke mit denen man Golf spielen kann oder ein tragbares Musikabspielgerät
  • Englischkenntnisse, denn je mehr man hat, desto mehr bekommt man

Eins noch.

Versuchen Sie Irland auf eigene Faust. Nichts ist schlimmer als im Bus mit einer Gruppe Landsleute zu sitzen und sich alles Wichtige in vier Tagen zeigen zu lassen. Es ist natürlich keine Zeitverschwendung, aber man umgeht einen Teil dessen, was Irland in Wirklichkeit anzubieten hat. Das Beste ist, zu gehen, wohin man will, zu sehen, was man will, sich mit Leuten zu unterhalten und frei zu sein. Man sieht vielleicht nicht alles Wichtige, aber man erhält tiefere Eindrücke. Man kann nicht mit 20 Landsleuten in ein Pub gehen, um die wirkliche irische Athmospäre zu spüren.

Enjoy Ireland.